Stuttgarter Firma will Urwald in Bangladesch abholzen

Gemeinsame Pressemitteilung mit Fridays for Future Stuttgart

Das Planungs- und Beratungsunternehmen Fichtner ist beteiligt an dem geplanten Bau eines Kohlekraftwerks in den Sundarbans, den größten Mangrovenwäldern der Erde. Fridays for Future und weitere Gruppen kritisieren diese Mitarbeit scharf und fordern das Unternehmen auf, sich aus diesem ökologisch und kulturell umstrittenen Projekt zurückzuziehen.

Die Sundarbans, die Gebiete Bangladeshs und Indien bedecken, sind Heimat zahlreicher bedrohter Arten und ortansässiger Menschen und von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt worden. Die Mangrovenwälder sind nicht nur einzigartig, sondern auch wichtig, denn sie schützen das Land vor Stürmen und bieten die Lebensgrundlage für Millionen Menschen.
Während Bangladesh bereits eines der am stärksten betroffenen Länder von der Klimakrise ist, verschärft das geplante Kohlekraftwerk Rampal die Auswirkungen dieser. Nicht nur der Bau, sondern auch die zusammenhängende Zerstörung des Ökosystems, besonders auch die Kohleanlieferung über die seichten Gewässer des Waldes, gefährden die Sundarbans und das Leben dort.

Der bereits zehn Jahre andauernde Protest in Bangladesh ist aufgrund von Repression und Vertreibung nicht mehr sicher für die Aktivistinnen und Aktivisten vor Ort. Deswegen haben sich in Stuttgart die regionalen Gruppen von Fridays for Future mit Extinction Rebellion, Ende Gelände, Grüne Jugend, Interventionistischer Linke und dem Klima- und Umweltschutzbündnis Stuttgart zusammengeschlossen, um das Unternehmen zum Umschwenken zu bringen.

„Die Gründe des Protests sind vielfältig und lassen sich mit Neokolonialismus, Profitstreben, europäischer Wichtigtuerei und glattem Nichtrespekt für andere Völker sowie die Zukunft aller zusammenfassen. Wir fordern Fichtner dazu auf, zu ihrer Vernunft und Verantwortung zu stehen und nicht in ein Bauprojekt aus dem letzten Jahrhundert zu investieren.“ So Yvonne Sauter, Aktivistin bei Extinction Rebellion Stuttgart.

Am Freitag, den 19. Juni, ist eine erste Aktion mit Kundgebung vor dem Sitz von Fichtner in der Nähe des Nordbahnhofs geplant. Dabei soll eine Petition zum Stoppen des Projekts mit über 25 000 Unterschriften übergeben werden. Im Voraus ist Fichtner von den Aktivistinnen um ein Gespräch gebeten worden. Ob Fichtner dieser Anfrage nachkommt, wird sich am Freitag zeigen.

Tonny Nowshin, Klimaaktivistin aus Bangladesh und globale Koordinatorin der ‚Save the Sundarbans’ Kampagne kommentiert: „Unternehmen können nicht länger aus Projekten im globalen Süden Profit schlagen und gleichzeitig ihre Verantwortung dafür leugnen. Ein grünes Image in der Heimatstadt zu wahren und gleichzeitig schädliche Projekte in weit entfernten Ländern umsetzen, das ist absolut inakzeptabel.“ [aus dem Englischen übersetzt]

Gerade am Anfang des Jahres hatte Fridays for Future mit einer Kampagne gegen Siemens und dessen Beteiligung an der höchst umstrittenen Adani Kohlemine in Australien Schlagzeilen gemacht. International und bis in die Aktionärsversammlung wurde der Konzern daran erinnert, dass die jungen Klimaaktivistinnen und –aktivisten verfolgen, wo die Kohle hingeht – oder eben besser nicht.

„Die eskalierende Klimakrise zwingt uns, alle Bereiche auf zukunftsfähig umzustellen. Da kommen auch und vor allem die großen Konzerne nicht um ihre Verantwortung herum. Auch für sie muss gelten: Haltet eure Finger und Kohle aus Projekten, die unsere Erde, Zukunft und Existenzen zerstören!“ sagt Fridays for Future Aktivist Ben Engelhard.